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Bildvokabeln für den juristischen Alltag (Zeichenserie)

Anfang 2016 habe ich in meinem Blog erstmals Bildvokabeln für den juristischen Alltag veröffentlicht. Im Rahmen einer Zeichenserie sind damals innerhalb eines Jahres 22 Beiträge mit rund 90 Bildideen entstanden, ein großer Teil davon mit Zeichenanleitung. Dabei ging es vor allem um ein Ziel: Ihnen den Einstieg in die visuelle Rechtskommunikation zu erleichtern. Um den Jahreswechsel 2020/2021 habe ich spontan entschieden, die Serie mal ein bisschen aufzupolieren. Konkret hieß das, alle Zeichnungen von damals gegen neues Bildmaterial auszutauschen. Manche Zeichnungen habe ich auch entfernt und dafür neue Motive ergänzt. Nachfolgend führe ich in die Zeichenserie ein und gebe einen Überblick über alle Folgen.

Seit Ende Januar 2022 finden Sie viele Motive aus der Zeichenserie auch in meiner Bilddatenbank Bildvokabeln Recht. Die Nutzung zu Bildungs- und Informationszwecken ist damit kostenlos möglich, Sie müssen allerdings meine Website als Quelle angeben (Details zur Nutzung auf der verlinkten Seite).

Warum visuelle Notizen auch etwas für Jurist*innen sind

Als Jurist*in kommen Sie immer wieder in Situationen, in denen Sie anderen Menschen rechtliche Inhalte erläutern müssen, sei es in Vorträgen, Seminaren, Besprechungen oder in der Beratung. Vielleicht wollen Sie auch Ihr Blog mit Rechtsinformationen füllen oder gemeinsam mit anderen Menschen Lösungen für Probleme oder eine Strategie für das weitere Vorgehen erarbeiten. Klar im Vorteil sind Sie in allen genannten Fällen, wenn Sie unbefangen zu Stift und Papier (oder Tablet) greifen können, um Ihr Wissen, Ihre Ideen und Gedanken in Bilder zu übersetzen und aufzuzeichnen. Unser Gehirn mag die Kombination aus mündlichen oder schriftlichen Erklärungen und Bildern nämlich besonders gern. Die Folge ist, dass Ihre Adressat*innen nicht nur aufmerksamer sind und Ihren Ausführungen leichter folgen können, sondern auch besser verstehen und behalten, was Sie ihnen erklären.

handgezeichnete Vortragssituation, bei die vortragende Person auf ein farbiges leuchtendes Rechteck auf der Leinwand zeigt; das Publikum hat das Rechteck in den Köpfen und strahlt ebenfalls

Haben Sie auch kein Zeichentalent?

Ja, ich weiß, Sie können nicht zeichnen. Das empfinden Sie allerdings nur deshalb so, weil Sie beim Zeichnen an die möglichst naturgetreue Wiedergabe von Menschen, Sachen oder Landschaften denken. Glauben Sie mir: Daran würde ich auch sofort scheitern. Das Schöne ist: Bei der Anfertigung visueller Notizen geht es nicht um Kunst, sondern um Kommunikation. Dafür brauchen Sie kein Zeichentalent, sondern nur ein wenig Übung. Den oben beschriebenen Effekt erzielen Sie nämlich schon mit den einfachsten Skizzen. Vergleichen lässt sich die Situation mit dem Schreiben: Wenn Sie kurz für jemanden etwas notieren, müssen Sie auch nicht die Kunst der Kalligrafie oder des Handletterings beherrschen. Es genügt, wenn der oder die andere Ihre Handschrift entziffern kann. Genau so ist es auch mit visuellen Notizen. Solange Ihr Gegenüber das Motiv erkennt, ist es völlig gleichgültig, welche Qualität Ihre Zeichnung ansonsten hat. Mühe geben sollten Sie sich allerdings schon – allein aus Respekt gegenüber Ihren Adressat*innen. Ich nehme an, Sie geben sich auch beim Schreiben etwas mehr Mühe, wenn Sie für andere Personen etwas notieren.

Es schadet natürlich auch nicht, wenn Ihre Zeichnungen richtig toll aussehen und Sie entdecken, dass Sie vielleicht doch Talent haben. Vor allem wird Ihnen das Visualisieren wahrscheinlich erst dann richtig Spaß machen, wenn Sie mit Ihren Werken selbst zufrieden sind und Sie positive Rückmeldungen dazu erhalten.

Einfache Formen reichen völlig aus

Sie scheitern bereits an einer Strichfigur und nehmen dies als Beleg, dass visuelle Notizen nichts für Sie sind? Das lasse ich nicht durchgehen. Die klassischen Strichfiguren sehen nämlich fast immer etwas unbeholfen aus. Wählen Sie einfach eine andere Darstellungsform für Menschen, die sich zudem auch noch schneller zeichnen lässt:

Sie sehen: Aus zwei Formen lassen sich gleich fünf einfache Bildvokabeln zaubern. Kombinieren Sie zwei oder mehr Figuren mit nur einer einzigen weiteren Form, erweitern Sie Ihren visuellen Wortschatz nochmals:

Bildvokabeln aus drei Formen: Beratung: zwei Figuren, zwischen denen sich eine waagerechte Linie befindet, Angeklagter: eine einzelne Figur, darüber eine waagerechte Linie, auf der drei Figuren sitzen, Konflikt: Zwei Figuren, zwischen denen sich ein Blitzpfeil befindet, Besprechung: Sechs Figuren an einem Oval

Eingeräumt sei, dass Sie nicht alle Bildvokabeln, in denen Menschen vorkommen, in dieser Form werden umsetzen können, aber das soll uns im Moment nicht weiter stören. Wir konzentrieren uns vielmehr auf die Erkenntnis, dass einfache Formen zum Visualisieren völlig ausreichen und sich mit ihnen viel mehr visualisieren lässt, als man denkt.

Bildvokabeln lernen und einüben

Nachdem Sie die Beispiele oben gesehen haben, leuchtet Ihnen sicher auch ein, wieso Ihr Problem nicht das angeblich fehlende Zeichentalent ist. Die Bilder sind so simpel, dass Sie keine Mühe haben werden, sie abzuzeichnen. Das eigentliche Problem liegt ganz woanders: Als Erwachsene haben wir es verlernt, Dinge, die uns durch den Kopf gehen, unbefangen aufmalen zu können. Kinder sind uns da ein großes Stück voraus. Während ihnen immer etwas einfällt, was sie zeichnen könnten, ist unser Kopf oft leer, wenn wir nach einem passenden Bild für das suchen, was wir sagen wollen. Und wenn uns eines einfällt, sind wir unfähig, es aufs Papier zu bringen.

Stift, der eine gelbe Linie zeichnet

Die gute Nachricht ist: Das lässt sich ändern. Wenn Sie sich nämlich einmal Gedanken dazu gemacht haben, wie Sie einen Begriff darstellen wollen und geübt haben, ihn zu zeichnen, wird Ihnen das Motiv auch einfallen, wenn Sie es brauchen. Es ist wie bei einer Fremdsprache: Bevor wir neue Vokabeln spontan und sicher in einem Kontext verwenden können, müssen wir sie lernen und ständig wiederholen. Mit der Zeichenserie möchte ich Sie dabei unterstützen und Ihnen den Einstieg in die visuelle Kommunikation erleichtern. Das Ziel ist, dass Sie Ihre Hemmschwelle in Bezug auf das Zeichnen überwinden und ganz nebenbei Lust bekommen auf den Gebrauch von Bildern in juristischen Zusammenhängen.

Visualisierung von Begriffen rund um die Akte: Zuden den Akten nehmen: Pfeil zeigt in Handakte; Mandantenakte: Handakte mit Figur auf dem Aktendeckel; Gerichtsakte: Handakte mit Waage auf dem Aktendeckel; aktenkundig: Handakte mit Sprechblase, in der sich eine leuchtende Glühbirne mit etwas Text befindet; Akteneinsicht: ein Auge mit Pfeil zeigt in die Handakte; Personalakte; Handakte mit Sprechblase, in der sich eine Figur und ein paar Linien befinden
Visualisierung von Begriffen rund um die Akte

Zeichenanleitungen für einfache Skizzen?

Die Serie vermittelt nicht nur Bildideen, sie hilft Ihnen außerdem mit Zeichenanleitungen, die ersten Striche aufs Papier zu bringen. Es mag seltsam erscheinen, für einfache Skizzen, die nicht perfekt aussehen müssen, Zeichenanleitungen anzubieten. Der Vorteil ist jedoch, dass Sie sich beim Zeichnen auf einzelne Formen und Striche konzentrieren und sich das Motiv so schrittweise erarbeiten können. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie ein Unternehmen zeichnen sollen, wird Ihnen das viel schwerer fallen, als wenn ich Sie bitte, nacheinander die orange hervorgehobenen Linien zu zeichnen.

Bürogebäude zeichnen in sechs Schritten
Zeichenanleitung für ein Bürogebäude

Los geht’s

Unten sind alle 22 Beiträge der Zeichenserie verlinkt. Sie müssen nicht chronologisch vorgehen. Greifen Sie sich einfach ein Thema heraus, das Sie spontan anspricht und springen Sie mutig ins kalte Wasser, tauchen Sie ein in das Meer der visuellen Sprache und beginnen Sie langsam, aber entschlossen mit den ersten Schwimmübungen. Mithilfe der Zeichenanleitungen werden Sie schnell erste Erfolgserlebnisse haben. Bis Sie sich sicher fühlen, dauert es natürlich eine Weile. Das ist nicht anders als beim Lernen einer Fremdsprache. Trotzdem lohnt sich der Aufwand, denn mit jeder Bildvokabel, die Sie sich aneignen, wächst Ihre visuelle Kompetenz. Allein das wird Sie motivieren, immer weiterzumachen.

Große Stiftspitze mit farbiger Mine

In 6 Schritten zum/zur zeichnenden Jurist*in:

  1. Sammeln Sie visuelle Ideen zu den Begriffen, die in Ihrem beruflichen Alltag besonders häufig vorkommen. Erste Ideen bietet die Zeichenserie.
  2. Bringen Sie Ihre visuellen Ideen zu den Begriffen aufs Papier und versuchen Sie dabei, Ihre Zeichnungen auf die wesentlichen Elemente zu reduzieren. Fragen Sie sich also: Was ist unbedingt erforderlich, um den fraglichen Gegenstand oder Begriff als solchen erkennen zu können?
  3. Zeichnen Sie das Motiv immer und immer wieder, bis es Ihnen gefällt und Sie es im Schlaf beherrschen.
  4. Prägen Sie sich ein, WIE Sie es zeichnen. (Mit welchem Bestandteil fangen Sie an? Wie geht es dann weiter?)
  5. Machen Sie sich die Mühe, mit einem grauen Stift Schatten einzufügen. Das gibt dem Bild Tiefe und lässt Ihre Zeichnung gleich viel besser aussehen. Gut macht sich außerdem eine Signalfarbe im Bild.
  6. Setzen Sie die neu gelernte Bildvokabel bei der nächsten Gelegenheit in PowerPoint-Präsentationen, auf Ihrer Website oder am Flipchart ein.

Die Beiträge der Zeichenserie im Überblick

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Nicola Pridik

Nicola Pridik
Ich bin Juristin und Inhaberin des Büros für klare Rechtskommunikation in Berlin. Mit meinen Dienstleistungen unterstütze ich Sie dabei, Rechtsinformationen verständlich und anschaulich für Ihre Zielgruppe(n) aufzubereiten. Dabei steht die Visualisierung von Recht im Mittelpunkt. kontakt@npridik.de


Rechtsvorschriften als Sketchnote: „Brückenteilzeit”, § 9a TzBfG

Rechtsvorschriften als Sketchnote: § 11 BGG (Verständlichkeit und Leichte Sprache)

Rechtsvorschriften als Sketchnote: „Unfallflucht”, § 142 StGB