Sie sind hier: npridik.de / Blog / 7 Tipps für das Schreiben am Flipchart

7 Tipps für das Schreiben am Flipchart

Nutzen Jurist*innen eigentlich einen Flipchart? Zu dieser Frage habe ich vor einiger Zeit eine Umfrage auf Twitter gestartet, an der sich immerhin 54 Jurist*innen beteiligt haben. Das Ergebnis: Nur knapp ein Drittel der Befragten setzt überhaupt einen Flipchart ein, gerade mal vier Personen nutzen ihn häufig. Kein besonders erfreuliches Ergebnis, wie ich finde, denn aufzuschreiben und aufzuzeichnen gibt es in Besprechungen, Seminaren oder Beratungsgesprächen auch im juristischen Kontext eigentlich immer irgendetwas. Es wird also Zeit, das Thema in meinem Blog aufzugreifen. Beginnen möchte ich mit einem Beitrag zum Schreiben am Flipchart.

Man möchte annehmen, dass jede Person, die in der Lage ist, auf kleineren Papierformaten mit der Hand zu schreiben, am Flipchart nicht viel falsch machen kann. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Groß zu schreiben fühlt sich nicht nur anders an und kostet vielleicht sogar ein wenig Überwindung, man muss auch so schreiben, dass andere den Text aus ein paar Metern Entfernung noch problemlos lesen können. Damit das gelingt, sollten Sie die folgenden Tipps beherzigen. Die meisten lassen sich sofort umsetzen, andere mit etwas Übung.

1. Verwenden Sie einen Marker mit Keilspitze

Der Grund: Beim Marker mit Keilspitze ist die Schrift etwas fetter und deshalb besser zu sehen als beim Marker mit Rundspitze. Wenn Sie den Stift richtig halten, wechseln Sie mit der Keilspitze zudem automatisch zwischen etwas dickeren senkrechten Strichen und etwas schmaleren Querstrichen. So entsteht nicht nur ein schöneres Schriftbild, das Schreiben fühlt sich auch besser an.

Schreiben am Flipchart: Marker mit Rundspitze oder Keilspitze?

Der Marker mit Rundspitze hat in meinem Beispiel eine Spitzenbreite von 1,5–3 mm und der Marker mit Keilspitze eine Spitzenbreite von 2–6 mm.

Und so halten Sie den Stift richtig: Nehmen Sie ihn ganz normal zum Schreiben in die Hand und drehen Sie ihn nun so, dass Sie ohne Veränderung der Handstellung mit der breiten Seite der Spitze eine senkrechte Linie zeichnen können. Beim Schreiben behalten Sie genau diese Stifthaltung durchgehend bei. Wenn Sie den Stift von oben noch unten führen erzeugen Sie so automatisch dickere Linien, als wenn Sie den Stift von links nach rechts führen. Die Marker der Firma Neuland erleichtern Ihnen das richtige Halten des Stiftes mit zwei Griffmulden für Daumen und Zeigefinger (vgl. die gezeichneten Marker oben auf dem Flipchart).

Apropos Neuland: Eine interessante Alternative zum Marker mit Keilspitze bietet der Outliner mit Pinselspitze (0,5–7 mm). Mit ihm erzeugen Sie ein ähnliches Schriftbild, das Schreiben fühlt sich durch die Pinselspitze aber geschmeidiger an.

Selbst wenn Sie nur selten einen Flipchart nutzen, empfiehlt es sich, eigene Marker anzuschaffen und diese jeweils zu Veranstaltungen mitzunehmen. So können Sie nicht nur sicher sein, dass Sie überhaupt einen funktionstüchtigen Stift zur Hand haben, sondern Sie wissen außerdem, dass es genau der ist, mit dem Sie schreiben wollen.

2. Schreiben Sie in Druckschrift

Am schnellsten schreiben wir in unserer Handschrift. Die Versuchung ist deshalb groß, sie auch am Flipchart einzusetzen. Davon ist jedoch dringend abzuraten. Sie sind zwar schnell, wahrscheinlich kann aber kaum jemand Ihre Schrift (auf die Entfernung) entziffern, zumal Sie sich beim Schreiben wahrscheinlich nicht mehr so sehr auf die Größe Ihrer Schrift konzentrieren.

In großer Druckschrift zu schreiben dauert länger, denn Sie müssen sehr bewusst jeden einzelnen Buchstaben zeichnen. Trotzdem lohnt es, sich die Zeit zu nehmen. Die Pausen, die dadurch möglicherweise entstehen, werden Sie selbst wahrscheinlich unruhiger machen als die Menschen, die Ihnen zuhören. Die sind vielmehr dankbar, dass sie Ihre Aufzeichnungen lesen können und selbst Zeit zum Mitschreiben haben.

Schreiben am Flipchart: Handschrift oder Druckschrift?

3. Kombinieren Sie Groß- und Kleinbuchstaben

Ein Schriftbild nur mit Großbuchstaben ist häufig zwar gut gemeint, nur leider nicht besonders gut lesbar. Kombinieren Sie lieber Groß- und Kleinbuchstaben miteinander. Das entspricht unseren Sehgewohnheiten besser. Zur Hervorhebung dürfen Sie einzelne Wörter natürlich auch in Großbuchstaben schreiben, nur füllen Sie bitte nicht das gesamte Chart mit ihnen.

Schreiben am Flipchart: Groß- und/oder Kleinbuchstaben?

4. Schreiben Sie groß und achten Sie auf kurze Ober- und Unterlängen

Zur Schriftgröße können Sie sich zunächst als Faustregel merken: 2 Kästchen für die Überschrift, 1 Kästchen für allen weiteren Text. Wichtig dabei: Das Maß gilt nur für die Mittellänge der Buchstaben, nicht für eventuelle Ober- und Unterlängen. Was damit gemeint ist, können Sie dem Foto entnehmen:

Schreiben am Flipchart: Achten Sie auf kurze Ober- und Unterlängen

Großbuchstaben beanspruchen immer die Mittel- und Oberlänge für sich, Kleinbuchstaben wie a, c, e, m und n nur die Mittellänge. Darüber hinaus gibt es Kleinbuchstaben, die ebenfalls die Höhe eines Großbuchstabens haben (b, d, f, k und l) und solche, die in die Unterlänge hinein verlängert werden, wie das j oder g.

Am Flipchart sollten die Ober- und Unterlängen deutlich kürzer sein als die Mittellänge und nicht etwa genauso lang. Die Schrift lässt sich dann nämlich nicht nur besser lesen, Sie sparen außerdem Platz und verhindern, dass sich die Unterlängen einer Zeile und die Oberlängen der Folgezeile ins Gehege kommen. In meinem Beispiel oben ist die Mittellänge jeweils 1 Kästchen hoch. Sie sehen, wie unterschiedlich die Schrift durch die Verkürzung der Ober- und Unterlängen wirkt.

Für Sie bedeutet das konkret: Bei Standardtext mit einer Mittellänge von 1 Kästchen sollten Buchstaben wie a, c, e, m und n in der Höhe immer das ganze Kästchen ausfüllen. Bei Kleinbuchstaben, die eine Oberlänge haben, und bei Großbuchstaben ragen die Buchstaben dagegen mit einer Länge von 1/3 Kästchenhöhe nach oben über die Kästchenzeile hinaus. Bei Kleinbuchstaben, die eine Unterlänge haben, wird der Buchstabe entsprechend nach unten verlängert. Bei der Überschrift füllen Buchstaben wie a, c, e, m und n in der Höhe immer 2 Kästchen aus. für die Ober- und Unterlänge können Sie jeweils 2/3 Kästchen vorsehen.

Standardtext
Mittellänge: 1 Kästchen
Ober- und Unterlänge: 1/3 Kästchen

Überschrift
Mittellänge: 2 Kästchen
Ober- und Unterlänge: 2/3 Kästchen

Für den Fall, dass die Überschrift in der Breite nicht in eine Zeile passt, schauen Sie mal unten bei Tipp Nr. 7.

Wenn Sie das Schreiben am Flipchart üben wollen, aber keinen Flipchart zur Hand haben, können Sie sich an mehreren Stellen im Internet kostenlos DIN-A4-Schreibvorlagen mit eingezeichneten Ober-, Mittel- und Unterlängen in der Original-Flipchartgröße (Mittellänge = 1 Kästchen = 2,5 cm) herunterladen und ausdrucken. Da Sie die Vorlagen mit großer Schrift füllen müssen, haben Sie die Möglichkeit, mit einem Flipchart-Marker zu schreiben. So können Sie gleich auch das richtige Halten des Markers üben.

Eine „freie“ Download-Möglichkeit bietet z. B. Tim Themann (Moderationsschrift-Übungsblätter auf der verlinkten Seite), in dessen Blog Sie im Übrigen viele sehr interessante Artikel zum Thema Präsentieren und Visualisieren finden. Es lohnt sich, dort mal vorbeizuschauen.

5. Versuchen Sie, deutlich und gleichmäßig zu schreiben

Mit diesem Tipp sind wir eindeutig im Übungsteil angekommen, denn deutlich und gleichmäßig zu schreiben gelingt meist nicht auf Anhieb. Auch ich habe diesbezüglich noch einige Übungseinheiten vor mir. Wirklich begeistert bin ich von dem Ergebnis nämlich noch nicht, das Sie im Bild unten auf der rechten Seite sehen. Ich hoffe, man sieht trotzdem den Unterschied zu den Buchstabenbeispielen links.

Deutlich schreiben heißt, dass man die Buchstaben als solche auf Anhieb erkennen kann. Wenn Sie sich links das letzte e anschauen, könnte man schon ins Grübeln kommen, ob es sich nicht vielleicht um ein c handelt. Dieser Buchstabe ist also alles andere als deutlich geschrieben.

Gleichmäßig schreiben heißt, dass gleiche Buchstaben möglichst immer gleich aussehen sollten. Hier hilft es, sich einmal zu entscheiden, wie man einzelne Buchstaben schreiben möchte. Manchmal weiß man das nämlich selbst nicht so genau. Bei mir ist das e so ein Kandidat, bei dem ich zu Variationen neige. Mal zeichne ich es in einer einzigen geschwungenen Linie (siehe erster Buchstabe im Beispiel links) und mal ist der erste Strich gerade und ich setze danach mit dem Bogen neu an (siehe die Buchstabenreihe im Beispiel rechts). Wie Sie es machen, ist letztlich Geschmackssache. Wichtig ist nur, dass die Buchstaben deutlich geschrieben sind und Sie Ihre Entscheidung konsequent umsetzen.

Schreiben am Flipchart: Versuchen Sie, deutlich und gleichmäßig zu schreiben

6. Trennen ist besser als quetschen

Da haben Sie nun ein wirklich großes Blatt Papier vor sich und denken, Sie können sich austoben, und dann das: Der Platz für die Überschrift reicht nicht. Sie hätten doch ein bisschen weiter links ansetzen müssen, um den Text noch in eine Zeile zu kriegen … Was tun in dieser Situation? Mein Tipp: Quetschen Sie auf gar keinen Fall das Wort in eine Zeile. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern auch unprofessionell, wie Sie an dem Beispiel unten sehen. Trennen Sie das Wort in so einem Fall lieber großzügig und verteilen Sie es auf zwei Zeilen. Das gilt natürlich nicht nur für die Überschrift, sondern für sämtlichen Text auf dem Flipchart.

Schreiben am Flipchart: Trennen ist besser als quetschen

7. Lassen Sie zwischen den Textzeilen eine Zeile frei

Maßstab sind jeweils die Mittellängen der Buchstaben. Dass ggf. Ober- und Unterlängen von Buchstaben in die Leerzeile hineinragen, macht also nichts. (Das wäre anders, wenn die Ober- und Unterlänge genauso hoch wären wie die Mittellänge. Dann könnten Sie das Pech haben, dass Unterlängen der Vorzeile mit den Oberlängen der Folgezeile kollidieren, was nicht besonders gut aussieht.) Ich habe in meinem Beispiel die Zeilen ( 1 Kästchen) mit Bleistift nachgezeichnet, damit Sie die Leerzeilen besser sehen können.

Schreiben am Flipchart: Zeilenabstand

Benötigen Sie für die Überschrift (Mittellänge = 2 Kästchen) zwei Zeilen, beträgt der Zeilenabstand 2 Kästchen. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass bei der angegebenen Größe der Überschrift schnell ein relativ großer Teil des Flipcharts nur mit der Überschrift gefüllt ist, wenn diese in der Breite nicht in eine Zeile passt. (Siehe oben das Wort Unterhaltsvorschuss als Überschrift.) In diesem Fall sei empfohlen, auf die große Schrift zu verzichten und stattdessen die Überschrift auf andere Weise hervorheben, z. B. indem Sie sie unterstreichen oder in einem Banner platzieren.

Flipchart: Überschrift als Banner

Wenn Sie mit der Beschriftung Ihres Flipcharts fertig sind, probieren Sie mal, den Text insgesamt oder einzelne Textblöcke locker einzurahmen, so wie ich es oben bei ein paar Beispielen gemacht habe. Die Rahmenlinie sollte also nicht geschlossen sein, sondern dort „natürliche“ Lücken enthalten, wo der Text etwas breiter läuft als in anderen Zeilen und sehr nah an die Rahmenlinie heranreichen würde. Möglicherweise werden Sie feststellen, dass sich durch die Rahmenlinie der Gesamteindruck des Flipcharts verändert. Mir gefällt die Version mit Rahmenlinie deutlich besser. Falls es Ihnen genauso geht, sollten Sie auf den Rahmen in Zukunft nicht mehr verzichten, zumal er schnell gezeichnet ist. Beachten Sie allerdings die Reihenfolge: Erst schreiben, dann den Rahmen zeichnen!


Nicola Pridik

Nicola Pridik
Ich bin Juristin und Inhaberin des Büros für klare Rechtskommunikation in Berlin. Mit meinen Dienstleistungen unterstütze ich Sie dabei, Rechtsinformationen verständlich und anschaulich für Ihre Zielgruppe(n) aufzubereiten. Dabei steht die Visualisierung von Recht im Mittelpunkt. kontakt@npridik.de


Bildvokabeln für den juristischen Alltag (Zeichenserie)

Flipchart-Blätter in PowerPoint planen

Menschen zeichnen in Sketchnotes und am Flipchart